Über diese Fragen herrscht bei vielen Menschen Unklarheit und auch eine große Verunsicherung. Das ist verständlich, denn die Antworten darauf sind nicht immer eindeutig.
Helfen kann dabei, sich über die Hintergründe und Funktionsweisen von Rassismus sowie seine Effekte auf Betroffene zu informieren.
Antimuslimischer Rassismus (AMR) bezeichnet eine Diskriminierung, die auf ablehnenden und abwertenden Haltungen gegenüber Islam und Muslim*innen basiert. Sie richtet sich gegen Muslim*innen und Personen, die aufgrund ihres Aussehens, Namens oder anderer Merkmale für Muslim*innen gehalten werden. Von AMR betroffene Personen werden in ihrem Alltag auf vielfältige Weise diskriminiert. Zum Beispiel auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt oder durch Beleidigungen und Übergriffe auf der Straße.
Bei Diskriminierungen gegen Muslim*innen und als solche gelesenen Personen sprechen wir von Rassismus, nicht von Islamfeindlichkeit. Denn genau wie bei anderen Formen von Rassismus werden hier gesellschaftliche Gruppen differenziert und aufgrund von bestimmten Merkmalen unterschieden und abgewertet. Beim AMR werden betroffene Personen zu einer einheitlichen (»fremden« oder »anderen«) Gruppe erklärt, nämlich zu »den Muslim*innen«. Dafür werden biologische, religiöse und kulturelle Merkmale miteinander vermischt, weshalb man auch von einem kulturellen Rassismus spricht.
Außerdem geht es beim Rassismus immer um Macht. Wer in einer Gesellschaft als »anders« und »fremd« und wer als »normal« und »dazugehörig« gilt – das definiert die Gruppe, die sich in der mächtigeren Position befindet. Mit der Machtposition gehen Privilegien einher. Die Gruppe der »Anderen« dagegen wird benachteiligt. Das äußert sich nicht nur in negativen Einstellungen und Vorurteilen Einzelner, sondern auch durch eine Diskriminierung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen und rassistisch motivierten Straftaten.
Das stimmt. Die Religion des Islams, genauso wie andere Religionen, ist in vielen verschiedenen Ländern beheimatet und wird auf unterschiedlichste Weise gelebt. Wenn von antimuslimischem Rassismus gesprochen wird, geht es also nicht darum, dass es tatsächlich eine einheitliche Gruppe wie »die Muslim*innen« gibt. Vielmehr wird ein Phänomen benannt, dass Menschen veranlasst zu denken, Muslim*innen seien alle gleich, teilten eine bestimmte Kultur und ließen sich an Aussehen, Namen oder Staatsangehörigkeit erkennen. Das hat nichts mit der Realität zu tun. Denn genauso wenig wie es »den« Islam, oder »die« Muslim*innen gibt, gibt es nicht »das« Christentum oder »die« Christ*innen.
Antimuslimischer Rassismus richtet sich daher nicht nur gegen Menschen, die sich selbst als Muslim*innen verstehen oder den muslimischen Glauben praktizieren. Von AMR Betroffenen wird aufgrund ihres Aussehens oder ihres Namens eine bestimmte Herkunft bzw. Kultur (z. B. aus Ländern im Nahen Osten) und damit ein muslimischer Hintergrund zugeschrieben. Hier zeigt sich wieder, wie sehr das »Muslimischsein« mit einer bestimmten Herkunft und Kultur verbunden ist.
Rassismus ist in Deutschland eng mit der Geschichte des Nationalsozialismus verbunden. Viele Menschen, insbesondere Angehörige der Mehrheitsgesellschaft, denken daher, dass es Rassismus nur in der Vergangenheit gab oder dieser ein Problem von Rechtsextremist*innen ist. Wissenschaftler*innen der Rassismusforschung machen aber immer wieder darauf aufmerksam, dass Rassismus nicht gleichzusetzen ist mit Rechtsextremismus und dem Nationalsozialismus.
Denn rassistisch verhalten sich nicht nur Rassist*innen oder Nazis. Vielmehr versteckt sich Rassismus unbewusst und unsichtbar in unser aller Handeln und Sprechen. Ein Beispiel dafür ist etwa, wenn ganz selbstverständlich zwischen »deutsch sein« und »muslimisch sein« unterschieden wird.
Antimuslimischen Rassismus sichtbar machen.
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